Hier gibt es neue Geschichten von "Noah und Watzi"

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"Euer Watzi und Noah"

 

 

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Es war ein klarer Morgen am Königssee. Die ersten Sonnenstrahlen glitzerten auf der Wasseroberfläche, und der majestätische Watzmann ragte stolz in den Himmel. Noah, ein neugieriger Junge mit strahlenden Augen, stand am Ufer und wartete auf seinen geheimen Freund: "Watzi", den Wolperdinger.

​Watzi war kein gewöhnliches Wesen. Er war ein Fabelwesen mit dem  Fell eines Hasen, das Geweih eines Hirsches, die Flügel eines Adlers – und ein Herz, das so groß war wie die Berge, die ihn umgaben. Schon beim ersten Treffen hatte Noah gespürt, dass Watzi mehr war als nur ein Fabelwesen. Er war ein Freund fürs Leben.

​„Bereit für ein Abenteuer?“, fragte Noah voller Vorfreude.

Watzi schüttelte seine langen Ohren, breitete die mächtigen Flügel aus und ließ Noah vorsichtig auf seinen Rücken klettern. Mit einem kräftigen Flügelschlag erhoben sie sich in die Luft.

​Sie flogen über den smaragdgrünen Königssee, und Noah konnte kaum glauben, wie klein die Boote und Häuser von oben wirkten. Der Wind fuhr ihm durchs Haar, und er lachte laut vor Glück. Watzi hingegen blickte ernst auf die Berge – als wüsste er, dass heute mehr geschehen würde als nur ein Ausflug.

 

​Plötzlich hörten sie ein Krachen aus den Tiefen des Bergwaldes. Sie schwebten tiefer und sahen das Drama: Ein gewaltiger, monströser Felsbrocken hatte sich gelöst und lag nun mitten auf dem einzigen, schmalen Pfad, der zwischen zwei Felswenden ins nächste Tal führte. Am Ende des Weges standen zwei Sennerinnen. Ihre Gesichter waren voller Sorge. Hinter ihnen drängten sich ihre Ziegen, die verängstigt und laut meckerten. Sie mussten dringend ins Tal, bevor der angekündigte Sturm kam, doch der Weg war unpassierbar. Die Frauen versuchten verzweifelt, den riesigen Stein mit bloßen Händen zu bewegen, aber er rührte sich nicht.

​„Wir müssen ihnen helfen! Sie brauchen Hilfe, bevor die Sonne weg ist!“, rief Noah. Sein Herz tat ihm weh, als er die Angst in den Augen der Ziegen sah. Watzi nickte, schwebte tiefer und landete direkt am Felsen. Watzi knurrte leise, seine Hörner senkten sich in Richtung des Steins. Er wusste, dass es große Anstrengung kosten würde, den Felsen zu bewegen.

​Noah sprang ab. Er untersuchte den Felsen und sah, dass er leicht in einer Mulde festsaß. „Watzi! Du musst ihn nicht wegstoßen, nur anheben! Ich kann kleine Steine unter die Kante schieben, dann rollt er leichter!“, rief Noah. Die Sennerinnen staunten nicht schlecht über den Jungen und seinen Fabelwesen-Freund, aber sie erkannten die Chance.

​Watzi stemmte seine starken Beine in den Boden und drückte mit seinem Geweihe vorsichtig gegen die Unterseite des Felsens. Unter großer Anspannung und einem tiefen Atemzug gab der Fels nach und hob sich einen Zentimeter. Schnell schob Noah die lose liegenden Steine unter die Kante. Mit einem letzten, entschlossenen Ruck drückte Watzi den Fels nach vorne. Und der Fels rollte polternd ins Tal. Der Pfad war frei!

​Die Ziegen sprangen jubelnd über die Stelle, gefolgt von den beiden dankbaren Sennerinnen. Eine von ihnen kam zu Noah und Watzi, deren Fell und Kleidung nun mit Staub und Schweiß bedeckt waren. Tränen standen ihr in den Augen. „Tausend Dank, ihr seid unsere Retter! Ohne euch hätten wir das nie geschaft. " Zum Dank schenkte sie Noah ein großes Stück Bergkäse, das köstlich roch.

​Doch kaum hatten sie wieder die Lüfte erreicht, hörten sie vom Gipfel des Watzmanns ein dünnes, klägliches Piepen. Watzi drehte sofort ab und flog steil nach oben. Hoch oben, an einer schroffen Felswand, lag das Nest eines Steinadlers. Und drei Meter unterhalb des Horstes, in einer kleinen Felsspalte, lag ein winziger, flauschiger Jungadler. Es hatte wohl einen Windstoß erwischt und war aus dem Nest gefallen. Es war noch viel zu klein zum Fliegen und wimmerte vor Kälte und Angst. Die Adlereltern kreisten verzweifelt über ihren Jungen.

​„Oh nein!“, flüsterte Noah. „Es wird erfrieren oder abstürzen!“

​Watzi schwebte vorsichtig zur Felswand. Es war zu gefährlich, zu nah zu kommen. Noah, der kleine und flinke Kletterer, wusste, was zu tun war. Er sprang von Watzis Rücken auf einen Felsvorsprung und hangelte sich vorsichtig hinunter. Der Wind pfiff ihm um die Ohren. Er streckte die Hand aus, fühlte das zitternde Leben in seiner Handfläche und hielt das Küken behutsam fest.

​Watzi senkte seinen Körper so tief es ging. Noah kletterte mit dem Küken in der Hand zurück auf seinen Rücken. Gemeinsam brachten  sie das Jungtier sanft zurück in das Nest, wo es sofort von seinen erleichterten Eltern mit warmem Gefieder bedeckt wurde. Die Adler stießen einen dankbaren Schrei aus, der durch die Berge hallte.

​Als die Sonne langsam hinter den Gipfeln verschwand, flogen Noah und Watzi zurück über den See, an der Watzmann Ostwand vorbei, richtung Ramsau. Sie landeten am Waldrand hinter dem Kurgarten, direkt neben Noahs zu Hause,  Noah lehnte sich an Watzis warmes Fell und flüsterte:

​„Solange wir zusammen sind, können wir alles schaffen. Heute hatten wir wieder zwei wunderbare Abenteuer in der Natur der Berge, Watzi.“

​Watzi gab ein leises, zufriedenes Brummen von sich. Und so wussten beide: es werden noch viele Abenteuer folgen, die man sich noch in hundert Jahren am Königssee erzählen würde.

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